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Beitrag vom 25.03.2009
Religulous - Man wird doch wohl fragen dürfen
Britta Leudolph
Religiöser Fundamentalismus ist weltweit auf dem Vormarsch. Der amerikanische Komiker Bill Maher besucht religiöse FanatikerInnen und versucht zu ergründen, warum sie an redende Schlangen glauben...
... oder davon überzeugt sind, dass die Erde in sechs Tagen erschaffen wurde.
Der Mensch ist vermutlich das einzige Lebewesen auf der Erde, das weiß, dass es sterben wird. Eine ziemliche unangenehme Erkenntnis, die im Laufe der Menschheitsgeschichte vielleicht dazu führte, dass sich die unterschiedlichsten Religionen entwickelten, die auf die eine oder andere Weise ein Weiterleben nach dem Tod in Aussicht stellen. Als die modernsten Religionen gelten die monotheistischen: Judentum, Christentum und Islam.
Fundamentalistische GlaubensanhängerInnen dieser drei erheben den absoluten Wahrheitsanspruch ihrer Religion. KreationistInnen in den USA, aber auch in Europa, bestehen darauf, dass die Schöpfungsgeschichte in der Schule gleichwertig neben dem Biologieunterricht gelehrt wird. Sie glauben, dass Gott die Erde vor wenigen tausenden Jahren erschuf und dass zuvor ein gigantisches Nichts oder zumindest große Unordnung herrschte. Ähnliche Überzeugungen sind auch unter orthodoxen Juden und MuslimInnen zu finden.
Warum glauben Menschen an so merkwürdige Dinge, obwohl sie ansonsten doch ganz rational denken? Bill Maher, Sohn einer jüdischen Mutter und eines katholischen Vaters, begibt sich gemeinsam mit Regisseur Larry Charles auf die Suche nach erhellenden Antworten. Der bekennende Agnostiker Maher geht dabei ganz und gar unsensibel mit seinen GesprächspartnerInnen um, vergisst aber nie seinen gesunden Menschenverstand. Was er auf seinem Roadtrip erkundet, mutet oft mehr als absurd an: Ein Schöpfungsmuseum in Kentucky etwa, in dessen Ausstellung spielende Kinder zu Füßen von Dinosauriern gezeigt werden oder ein zur Heterosexualität bekehrter Pfarrer, der mit seiner ehemals lesbischen Frau mehrere Kinder hat und nun andere Schwule dabei unterstützen möchte, wieder auf den "rechten heterosexuellen Weg" zurück zu gelangen, denn schließlich ist "Homosexualität eine Sünde".
Noch abstruser ist da nur die Tatsache, dass Maher ausgerechnet im Vatikan auf kritische Stimmen stößt, die von der Bibel als Wissenschaft nichts wissen wollen.
"Religulous - Man wird doch wohl fragen dürfen" ist eine urkomische Auseinandersetzung mit den Auswüchsen des religiösen Fundamentalismus. Bill Maher ist der richtige Mann für diese Aufgabe: mit kindlicher Neugier hält er den Gottesfürchtigen den Spiegel vor und bleibt dabei alles, nur nicht politisch korrekt. Die Reise führt Maher und Charles nach Israel, England, die Niederlande, Italien und natürlich in die USA.
Am 29. März 2009 präsentiert die Giordano Bruno Stiftung im Babylon in Berlin-Mitte um 19:00 Uhr eine exklusive Preview zu "Religulous - Man wird doch wohl fragen dürfen". Im Anschluss an die Filmvorführung findet eine offene Diskussionsrunde mit dem Comiczeichner Ralf König, der Schriftstellerin Esther Vilar, dem Philosophen Michael Schmidt-Salomon sowie mit dem Musiker, Texter und Autor Michael Kernbach getreu dem Motto "Man wird doch wohl fragen dürfen" statt. Weitere Infos: www.giordano-bruno-stiftung.de
Zum Drehbuchautor: Bill Maher, geboren am 20. Januar 1956 in New York City, ist ein amerikanischer Komiker, Schauspieler, Schriftsteller und Fernsehproduzent. Er startete seine Karriere 1979 als Stand-Up Komiker. Von 1993 bis 2002 war er Talkshow-Moderator der Sendung "Politically Incorrect". Derzeit moderiert er die wöchentlich erscheinende Sendung "Real Time with Bill Maher". Für seine Sendungen wurde er für 21 Emmys nominiert. "Religulous - Man wird doch wohl fragen dürfen" ist seine erste Kinoproduktion.
Zum Regisseur: Larry Charles, geboren am 20. Februar 1956 in New York City, ist ein amerikanischer Film- und Fernsehregisseur, -Autor und –Produzent. Unter anderem schrieb er 18 Folgen für die Serie "Seinfeld". Sein erster Kinofilm als Regisseur war "Masked and Anonymous" mit Bob Dylan als Hauptdarsteller, er führte außerdem Regie im Film "Borat - Kulturelle Lernung von Amerika um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen".
AVIVA-Tipp: Bill Maher und Larry Charles liefern mit "Religulous" eine längst überfällige Abrechnung mit religiösen FundamentalistInnen ab, die richtig lustig, aber auch ebenso erschreckend ist. Bill Mahers Fragen sind provokant, eins ums andere Mal bringt er seine InterviewpartnerInnen dazu, die Contenance zu verlieren. Ein wahres Vergnügen, das eine Menge Zündstoff in sich birgt.
Religulous – Man wird doch wohl fragen dürfen
USA 2008
Verleih: Central Film
Regie: Larry Charles
Drehbuch: Bill Maher
Produzenten: Bill Maher, Palmer West, Jonah Smith
Kamera: Anthony Hardwick
Schnitt: Jeff Groth, Christian Kinnard, Jeffrey M. Werner
Ton: Jason George
Lauflänge: 101 Minuten
Kinostart: 02. April 2009
www.religulous.centralfilm.de